Beunruhigender könnten die Nachrichten nicht sein: Die Lage in der Ukraine spitzt sich aufgrund des Krieges zu – nicht nur in den Städten, die zerbombt und zerschossen werden, sondern auch auf den Feldern. Die Ukraine gilt als eine der wesentlichen Kornkammern der Welt, zählt mit zu den größten Weizen- und Maisproduzenten und zu den weltweit wichtigen Agarexporteuren. Im März beginnt mit der Frühjahrsbestellung die entscheidende Arbeit auf dem Acker, jetzt müssten die landwirtschaftlichen Betriebe die Aussaat vorbereiten und Dünger ausbringen. Doch die Mitarbeiter der großen landwirtschaftlichen Betriebe arbeiten nicht mehr in den Betrieben, sondern kämpfen gegen die russischen Invasoren. Von einem Betrieb mit 2000 Mitarbeitern wird berichtet, dass sich nur noch 200 Mitarbeiter um die Landwirtschaft kümmern können. Diesel wird an die Armee abgegeben, die Traktoren haben keinen Treibstoff. Die landwirtschaftlichen Flächen werden derzeit von Panzern durchpflügt und zerstört. Tote liegen herum.
Ägypten wartet dringend auf eine Schiffsladung mit Getreide. Doch die Häfen in der Ukraine sind vermint. Fehlende Weizenexporte aus der Ukraine treffen vor allem nordafrikanische Länder, die dreiviertel ihres Bedarfes importieren müssen – einen Großteil aus der Ukraine.
Kein Zweifel: Die Welt steuert auf eine drastische Verknappung der Lebensmittel zu. Russland hat ein Exportverbot für Dünger erlassen, damit er im eigenen Land bleibt. Währenddessen hat das Land seinen eigenen Getreideanbau erheblich ausgedehnt. Russische Agrarmarkt-Analysten erwarten eine Getreideknappheit in Europa, damit höhere Preise und höhere Erlöse beim Verkauf von Getreide. Daher bewirtschaftet Russland in diesem Jahr Flächen, die im vergangenen Jahren nicht bearbeitet wurden.
Allerdings ist auch der Export landwirtschaftlicher Maschinen nach Russland aus Gründen des Embargos gestoppt. Vor allem deutsche Maschinenbauer können ihre Dependancen in Russland nicht mehr unterhalten und können vor allem landwirtschaftliche Maschinen nicht mehr reparieren.
Einen Preisschock bei Lebensmitteln erwarten die Wirtschaftsforscher des Münchner Ifo-Institutes. Die Hersteller müssten ihre Preise anheben, weil die Produktion teurer werde. Zwei Drittel der Nahrungsmittelhersteller planten Umfragen des Ifo-Institutes zufolge demnächst Preissteigerungen. Nahrungsmittel dürften damit ein wesentlicher Treiber der Inflation werden. Auch in Deutschland haben die Erzeuger mit erheblichen Preissteigerungen für Düngemittel und Dieseltreibstoffen zu kämpfen. Die Produktionskosten der Bauern steigen drastisch. Ihnen fehlt sogar Dünger.
Zusätzlich sorgt hierzulande eine grüne Agrarpolitik dafür, dass weniger geerntet werden kann und Lebensmittel knapp und damit teuer werden. Denn aufgrund der Düngeverordnung müssen die Bauern ihre Düngemengen reduzieren. Damit gehen die Erträge zurück. Pflanzen, die nicht vollständig ernährt werden, gedeihen nicht mehr richtig. Ebenso müssen auf den Äckern »Blühstreifen« angelegt werden, das erheblich reduziert die Anbauflächen. Dabei zählt Europa zu den sogenannten Gunstregionen, auf denen hohe Ernteerträge möglich sind. Das, was hier weniger geerntet wird, muss in anderen Teilen der Welt auf deutlich mehr Flächen angebaut werden.
Beunruhigender könnte die Lage also kaum sein. Dennoch nehmen die Grünen eine besonders unappetitliche Rolle ein. Sie beharren auf ihrer seit langem gewünschten Zerstörung der Landwirtschaft in Deutschland. Die grüne agrarpolitische Sprecherin Renate Künast sagt tatsächlich: »Der Green Deal ist heute wichtiger denn je«. Der grünen Politikerin, die selbst sehr gut verdient und schon früher gern anderen vorschreiben will, was sie zu essen haben, sind teure Lebensmittel und Hungersnöte gleichgültig. Sie beharrt auf jenem höchst umstrittenen »Green-Deal«. Das ist jenes politisch gewollte Bauernlegen, bei dem fachlich gut ausgebildete Landwirte mit hoch entwickelter Landwirtschaftstechnik durch auf Mittelalterniveau produzierende Bauern ersetzt werden sollen und dabei die Erträge halbiert werden.
Bauern sollen weniger produzieren. Wohlgemerkt: Mit jenem Green Deal sollen die Bauern gezwungen werden, weniger Pflanzenschutz zu betreiben. Damit wird ein größerer Teil Raub von Pflanzenschädlingen und Pilzen und Bakterien.
In Sachen Welternährung und Lebensmittelversorgung brennt es lichterloh. Die Berliner Grünen haben nichts Besseres im Sinn als von ökologischen Krisen zu phantasieren. Noch erschreckender Ignoranz und Unfähigkeit im Berliner Landwirtschaftsministerium. Dort sitzt derzeit der grüne Özdemir auf dem Chefsessel, sieht von dort aus die Versorgung innerhalb der EU nicht gefährdet und betont in grüner Überheblichkeit in einer Pressemitteilung, dass Lebensmittel teurer werden – »nicht zuletzt wegen der stark gestiegenen Energiekosten«. »In der Konsequenz können wir auch nicht ausschließen, dass das bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern an der Supermarktkasse ankommt«, heißt es in der Mitteilung weiter. Einer Kampfansage an die gesicherte Versorgung mit preisgünstigen Lebensmitteln kommt der Satz gleich: »Wer aber in dieser Situation fordert, erste Schritte der Europäischen Agrarpolitik hin zur Förderung einer klima- und umweltschonenden Landwirtschaft zurückzudrehen, dem will ich ganz deutlich machen, dass er hier auf dem Holzweg ist. Um das Recht auf Nahrung nachhaltig weltweit zu sichern, müssen wir die ökologischen Krisen entschieden bekämpfen.«
Der Bundeslandwirtschaftsminister müsste sich von Haus mit Grenzwerten, Nitratrichtlinien, roten Gebieten und der europäischen gemeinsamen Agrarpolitik befassen. Doch auf Dauer eine anstrengende Lektüre. Eine zu anstrengende Lektüre, denn Özdemir hat eine Weisung in das Landwirtschaftsministerium erteilt, weniger Vorlagen für ihn zu erstellen. Es reiche, wenn die Staatssekretäre die Papiere lesen. Diese Weisung bestätigte der Pressesprecher des Ministeriums gegenüber der Bild-Zeitung. Der erste türkischstämmige Bundesminister hatte kurz nach seinem Antlitz Amtsantritt versprochen: Ab jetzt wird geliefert.
Doch außer einer Show-Veranstaltung zu seiner Vereidigung, bei der er mit dem E-Bike ankam, liefert er nichts. Dabei ist klar, was zu tun ist. Das fasst »Bauer Willi« präzise zusammen:
• Sofortige Entscheidungen ( bis spätestens 20. März) über die Abschaffung aller Restriktionen, die eine maximale Produktionsmenge der europäischen Landwirtschaft behindert.
• Sicherstellung der Energieversorgung: Ohne Diesel fährt kein Trecker, ohne Gas kann kein Stall geheizt werden, ohne Strom kann nicht gemolken werden. Der Erzeugung von Lebensmitteln (Landwirtschaft) muss bei Eintreten eines Mangels oberste Priorität eingeräumt werden. Des weiteren Förderung von Verfahren, die weniger Energie verbrauchen. Beispiel: Mulchsaat, Grubber statt Pflug, Direktsaat.
• Vorlegen einer klaren Strategie, welche Sommerungen besonders wichtig sind. Es kann noch wenige Tage reagiert werden. Die Ukraine ist der größte Exporteur von Sonnenblumen. GVO-freies Soja kommt ebenfalls aus der Ukraine. Bioprodukte lassen sich nicht ersetzen. Die Zusammenarbeit mit Futtermittelherstellern und LEH suchen. Wenn möglich, feste Kontrakte mit Preisuntergrenze.
• Für die Tierhalter: Ab sofort (!) kein Verkauf von Schweinefleisch unterhalb von 3 €/kg. Wer es dafür nicht nehmen will, bekommt es nicht. Keine Abgabe von Milch unterhalb von 60 Cent/l. Wer sie dafür nicht haben will, bekommt sie nicht. Die Preissteigerungen resultieren u.a. aus den explodierenden Futtermittel- und Energiepreisen. Dito für Geflügel, Eier und weitere tierische Lebensmittel.
• Bio-Energie: Weizen (Ethanol) und Raps (Biodiesel) im Auto zu verfahren ist angesichts einer humanitären Katastrophe ein Frevel. Deshalb Beimischung abschaffen. Biogas: Hier ist die Frage zu stellen, inwieweit Biogas in der Lage ist, Putin-Gas zu ersetzen. Der Zielkonflikt zwischen Nahrung und Energie wird hier deutlich. Wir müssen entscheiden, was Priorität hat.
• Qualitätsnormen sofort anpassen. Lieber schrumpelige Kartoffeln als nichts zu essen. Auch eine krumme Gurke ist eine Gurke. Regelungen für die Gastronomie anpassen. Viele übervorsichtige (Hygiene-) Regelungen passen nicht mehr in die Zeit. Siehe auch Mindest-Haltbarkeitsdatum MHD. Wir brauchen eine Zeitenwende!
• Dadurch, dass tierische Produkte deutlich teurer werden, wird deren Verkauf zurückgehen. Damit sinkt auch die Tierhaltung, was aber bei anhaltend hohen Preisen zu verkraften wäre. Die frei werdende Fläche von Futtergetreide kann in die menschliche Ernährung wandern. De facto haben wir jetzt eine Fleischsteuer! Eine Zeitenwende! Und das ganz ohne staatliche Eingriffe.
• Durch die enorm hohen Preise für Dünger und Pflanzenschutzmittel haben wir de facto eine Dünger- und Pflanzenschutzmittelsteuer. Eine Zeitenwende! Und das ganz ohne staatliche Eingriffe.